Die Kanalinspektion ist eine unverzichtbare Maßnahme, um Schäden bei Störungen oder wiederkehrenden Problemen mit der Abwasserentsorgung zu erkennen – ebenso wie bei der Abnahme neu errichteter Abwasseranlagen. Sie ermöglicht eine präzise Beurteilung des Zustands von Rohrleitungen, Abwasserkanälen und gesamten Entwässerungssystemen.
Doch wie genau läuft eine solche Kanaluntersuchung ab, welche Technologien kommen dabei zum Einsatz und warum spielt sie eine so wichtige Rolle? Wir erklären Ihnen, warum eine professionelle Untersuchung ein wesentlicher Bestandteil für den langfristigen und störungsfreien Betrieb jedes Abwassersystems ist.
Warum ist eine Kanalinspektion notwendig?
Abwasserleitungen können durch Ablagerungen, Wurzeln, Materialermüdung oder äußere Einflüsse beschädigt werden. Viele dieser Probleme bleiben über längere Zeit unbemerkt, bis sie schließlich zu kostspieligen Verstopfungen, ernsthaften Entwässerungsproblemen oder sogar Rohrbrüchen führen.
Eine professionelle Kanalinspektion spielt insbesondere bei einer verstopften Abfluss eine entscheidende Rolle. Mithilfe einer Inspektionskamera kann die genaue Ursache einer Verstopfung zuverlässig festgestellt werden. Häufig handelt es sich dabei um harte Ablagerungen, eindringende Wurzeln, Fremdkörper oder beginnende Rohrschäden. Ohne diese Diagnose lässt sich die Ursache nicht eindeutig bestimmen, was dazu führen kann, dass der Abfluss kurz nach einer einfachen Rohrreinigung erneut blockiert wird.
Eine regelmäßige und fachgerecht durchgeführte Kanal- bzw. Rohrinspektion hilft dabei:
- Schäden frühzeitig zu erkennen
- die Lebensdauer der Kanäle zu verlängern
- wiederkehrende Abflussverstopfungen zu vermeiden
- Sanierungsmaßnahmen gezielt zu planen
- Vorschriften der Kommunen und technische Normen einzuhalten
Darüber hinaus sorgt sie dafür, dass Rohrreinigung und Abwasserentsorgung effizienter durchgeführt werden können, da die präzise Lokalisierung des Problems unnötige Kosten und aufwändige Grabungsarbeiten verhindert.
Welche Technik wird verwendet?
Moderne Kanalinspektionen setzen auf High-End-Technologie:
- HD- und 4K-Kameras für gestochen scharfe Bilder
(z. B. Rothenberger ROCAM 4 Plus – eine professionelle Rohrkamera mit hochauflösendem Display, 30-Meter-Schiebeaal und integrierter Dokumentationsfunktion) - Laser-Scanner zur Vermessung von Querschnitten
Sie ermöglichen die präzise Erfassung von Rohrgeometrie, Wandstärken und Ovalitäten. - Neigungssensoren zur Erkennung von Gefällefehlern
Dadurch lassen sich Senkungen oder Rückstauzonen im Rohrsystem millimetergenau feststellen. - Ortungssysteme zur exakten Bestimmung von Position und Tiefe
Die Kameras werden durch Sonden ergänzt, die über Empfänger an der Oberfläche geortet werden können – ideal für punktgenaue Reparaturplanung.
Schritt für Schritt: So läuft eine Kanal-TV-Inspektion ab
- Vorbereitung und Zugang zur Abwasserleitung
Bevor die eigentliche Inspektion beginnt, wird der Zugang zum Kanal oder zur Rohrleitung hergestellt – meist über einen Schacht oder eine Revisionsöffnung. Zwingend erforderlich ist zudem eine gründliche Rohr- bzw. Kanalreinigung, da nur vollständig gereinigte Leitungen eine klare und aussagekräftige Kamerabefahrung ermöglichen. Ablagerungen, Fett, Schlamm oder Wurzeleinwuchs würden das Sichtfeld beeinträchtigen und die Analyse verfälschen.
- Einsatz einer Kanal-TV-Kamera
Herzstück der Kanal-TV-Untersuchung ist die moderne TV Kameratechnik. Je nach Rohrdurchmesser und Anforderung kommen unterschiedliche Systeme zum Einsatz:
- Schiebekameras für kleine Hausanschlüsse
- Fahrwagenkameras für größere Kanäle
- Dreh- und Schwenkkameras für eine vollständige Rundumansicht
Die Kameras verfügen über leistungsstarke LED-Leuchten und liefern hochauflösende Echtzeitbilder oder Videos.
- Live-Analyse am Monitor
Während die spezielle Kamera durch das Rohr geführt wird, verfolgt der Fachtechniker die Aufnahmen auf einem Monitor. Typische festgestellte Schäden oder Auffälligkeiten sind:
- Risse oder Brüche
- Verschiebungen bzw. Einbrüche
- Wurzeleinwuchs
- Korrosion
- Ablagerungen und Verstopfungen
- Muffenversätze
Parallel dazu wird die Rohrstrecke digital vermessen, um Schadstellen exakt zu lokalisieren.
- Dokumentation und Protokollierung
Alle Ergebnisse werden detailliert festgehalten. Ein professionelles Inspektionsprotokoll umfasst:
- Videomaterial und Fotos
- eine grafische Darstellung des Leitungsverlaufs
- die Schadensklassifizierung nach Norm (z. B. DIN EN 13508-2)
- Empfehlungen für Reinigung, Kanalsanierung oder Erneuerung
Dadurch erhält der Auftraggeber eine transparente und technisch fundierte Entscheidungsgrundlage.
Wenn Ablauf und Technik klar sind, stellt sich oft die Frage: Was kostet eine Kanaluntersuchung mit Kamera? Eine detaillierte Kostenübersicht finden Sie in unserem Ratgeber zur professionellen Rohr- und Kanaluntersuchung mit Kamera.
Die Dichtheitsprüfung als wichtiger Zusatz zur TV-Kanaluntersuchung
Neben der optischen TV-Inspektion wird häufig auch eine Dichtheitsprüfung durchgeführt. Sie stellt sicher, dass die Abwasserleitungen frei von Leckagen sind und weder Abwasser austritt noch Grundwasser eindringt. Je nach Vorgabe erfolgt die Kontrolle mit Luft- oder Wasserdruck (z. B. nach DIN EN 1610). Besonders bei Neubauten, sanierten Leitungen sowie in sensiblen Bereichen wie Wasserschutzgebieten ist sie wichtig und ergänzt die Kanalinspektion um eine funktionale Sicherheitsbewertung des Rohrsystems.
Wie oft sollte eine Kanalinspektion durchgeführt werden?
Die Häufigkeit hängt von Nutzung, Alter und Zustand der Leitungen ab. Empfehlenswert sind:
- Privathaushalte: alle 5–10 Jahre
- Gewerbe & Industrie: je nach Belastung sogar jährlich
- Vermieter & Hausverwaltungen: nach gesetzlichen Vorgaben und bei Mieterwechseln
Bei akuten Problemen – etwa Geruchsbelästigung oder wiederkehrenden Verstopfungen – ist eine sofortige Inspektion ratsam.
TV-Kanalinspektion – Zusammenfassung
Die TV-Kanalinspektion ist ein unverzichtbarer Bestandteil moderner Rohr- und Abwassertechnik sowie der gesamten Kanalisation. Sie ermöglicht es, Schäden rechtzeitig zu erkennen, kostspielige Notfälle zu vermeiden und Sanierungsarbeiten gezielt zu planen. Dank hochentwickelter Kameratechnik und präziser Dokumentation erhält man einen klaren Einblick in den Zustand des Kanalsystems – ohne bauliche Eingriffe.
Regelmäßige Inspektionen sind daher nicht nur sinnvoll, sondern langfristig auch eine wirtschaftlich kluge Entscheidung.
